Akira Toriyama wurde am 5. April, 1955 in Aichi Prefecture, geboren. Schon in jungen Jahren war er von Comics und Zeichentrickfilmen völlig begeistert. Nach seinem Abschluss begann er als Grafiker in einer Werbeagentur zu arbeiten. 1978 bekam er dann von dem grossem japanischen Comic Magazin “Shonen Jump” eine grosse Chance. Er wurde dort als Zeichner eingestellt, wo er seine erste Kurzgeschichte “Wonder Island” rausbrachte. Im drauffolgenden Jahr zeichnete er seinen ersten grossen Erfolg, den Manga “Dr. Slump”. Die Serie startete in “Shonen Jump” im Januar 1980 und wurde bis zum August 1984 fortgeführt. Danach direkt im Anschluss startete er mit Dragonball. Dieser Manga, womit er natürlich auch den grössten Erfolg hatte, lief 10 Jahre, also bis ca. Frühling 1995. In dieser Zeit sind 42 Bücher, die TV Serie, etliche Kino- und Videofilme und auch noch duzende Videospiele über Dragonball rausgekommen.
Ausserdem war er als Charakterdesigner für folgende Spiele zuständig:
Für alle Dragon Quest Konsolen Games (SNES)
Toraneko's Great Adventure (SNES)
Chrono Trigger (SNES) (Story von Yujii Horii)
Tobal #1 and #2 (Sony Play Station.)
Nachdem er dann für 2.5 Jahre eine Pause entlegte, meldete er sich wieder im Nov. 1997 mit seinem neuem Manga “Cowa!” zurück. In Juli 1998 brachte er endlich den 12 Kapitel langen Manga “Kajika” herraus.
Trotz seines grossen Erfolges ist Akira Toriyama ein recht scheuer und zurückgezogen lebender Mensch, der das Leben auf dem Lande stets dem hektischen Treiben in der Grossstadt vorgezogen hat.
Interview 1 (Englisch)
Hier noch ein deutsches Interview mit Akira Toriyama aus dem DB Artbook.
Da dieses Buch eine Art illustrierte „Dragon Ball“ - Bibel darstellt, wird such unser Interview auf ein einziges Thema konzentrieren: Ihre Welt der Zeichnung.
Zu Beginn würden wir gerne wissen, ob Sie Ihren Zeichenstil zwischen dem Erscheinen von „Dr. Slump“ und „Dragon Ball“ bewusst verändert haben und wenn ja, warum?
Ich passe meine Zeichnungen generell dem Szenario an. Zweimal hintereinander dasselbe zu machen, ertrage ich nicht. Ich hätte „Dragon Ball“ in derselben Art wie „Dr. Slump“ zeichnen können, aber der Zeichenstil hätte nicht zur Geschichte gepasst. Ein anschauliches Beispiel sind die Kampfszenen in „Dragon Ball“. Je aggressiver sie werden, desto einfacher und kantiger muss der Strich geführt werden, um die gewollte Wirkung zu erzielen. Mit dem weichen Strich von „Dr. Slump“ hätte das nicht gut funktioniert. Ausserdem bin ich manchmal auch einfach gerne gemein. Wenn ich den Brief eines Lesers bekomme, in dem er mir erklärt, dass meine Zeichnungen zu kantig geworden seien und er meinen alten Stil vorzieht, dann setze ich absichtlich noch einen drauf... (lacht)
Ursprünglich war ich eher Illustrator als Comiczeichner, deshalb fiel es mir anfangs schwer, Personen in Bewegung zu zeichnen. Die ersten Szenen der Kampfturniere waren ehrlich gesagt ein echtes Martyrium für mich.
Man sagt, dass Sie in Ihrem Atelier keinerlei Anschauungsmaterial besitzen... Durch was haben Sie sich für die ersten Kampfszenen inspirieren lassen?
Hmmm... Was ich gemacht habe? Da mir mein Stolz untersagte, mich von anderen Manga inspirieren zu lassen, habe ich mich an Filme erinnert, die meine Kindheit geprägt haben.
Haben Sie denn noch Zeit, ins Kino zu gehen?
Nicht mehr, seit ich Kinder habe. Allerdings versuche ich, von den Filmen, die im Fernsehen laufen, so viele wie möglich aufzunehmen, egal welches Genre. Während ich arbeite, kann ich sie mir dann ansehen. Unter diesen Bedingungen sollte man besser Filme mit Untertiteln vermeiden... (lacht). Der Ton verrät mir, ob eine Szene sehenswert ist oder nicht. Wenn mich ein Film wirklich interessiert, schaue ich ihn mir ganz an, die anderen lasse ich einfach nebenher laufen.
Haben Sie sich für das Szenario von „Dragon Ball“ von einigen Ihrer Kultfilme beeinflussen lassen?
Nein, nicht wirklich. Mich interessiert eher, was Filme sichtbar machen. Zum Beispiel gibt es bei einer Explosionsszene nicht nur ein einfaches „Bumm“, sondern kurz vorher noch einen Leuchtblitz... Diese Art von Detail bereichert mein zeichnerisches Schaffen.
Der in „Dragon Ball“ angewandte Erzählstil ist aber doch trotz allem sehr stark vom Film beeinflusst...
Es stimmt schon, ich bin ein Fan von Jackie Chan-Filmen und dem ihnen eigenen Rhythmus der Schnitte. Eine bessere Vorlage für Kampfszenen kann man sich gar nicht wünschen. Ansonsten greife ich allgemein nicht auf Vorlagen zurück, nur bei Autos und Flugzeugen benutze ich dreidimensionale Modelle zur zeichnerischen Übung.
Alle Leser sind davon fasziniert, wie Sie aus existierenden Automodellen die ungewöhnlichsten Fortbewegungsmittel entwickeln...
Wenn ich versuche, ein Fahrzeug möglichst wirklichkeitsgetreu darzustellen, muss ich sehr sorgfältig und mit einem ungeheuren Sinn für’s Detail vorgehen. Entscheide ich mich aber dafür, die Wirklichkeit zu variieren, sie zu verändern, wird alles sehr viel einfacher. Mit anderen Worten, ich entscheide mich damit auch für die einfachste Lösung, um mir die Arbeit so schnell wie möglich vom Hals zu schaffen... (lacht). Im Ernst, meine Manga haben immer eine komische Seite, die Hauptpersonen sind auch Karikaturen, ihnen muss sich ihr Umfeld anpassen.
Abgesehen von den umgeformten Fahrzeugen sind in „Dragon Ball“ eine Reihe von Maschinen direkt Ihrer Fantasie entsprungen...
Während ich mir etwas ausdenke, etwas erfinde, habe ich den meisten Spass (lacht)! Selbst meine verrücktesten Kreationen versuche ich glaubhaft darzustellen, indem ich nichts dem Zufall überlasse. Ich entwerfe sie so, als müssten sie tatsächlich auch in der Realität funkionieren.
Kommen wir nochmals genauer auf Ihre Zeichnungen zurück, insbesondere die Kolorierung. Wie gehen Sie vor?
Ich benutze eine Reihe gebrauchsfertiger Tuschen namens „Ruma“, die mir eine Shoja Manga-Zeichnerin vor einigen Jahren empfohlen hatte. Davor habe ich Tusche benutzt, die ich vor Gebrauch auf einem Teller in Wasser auflösen musste. Das war langwierig und mühselig.
Welches ist Ihre Lieblingsfarbe?
Grün, italienisches Dunkelgrün, aber auch Gelb und Orange.
Gelb und Orange, das sind die Farben von Son-Gokus Anzug...
Genau, aber ich habe sie ausgesucht, weil es die Farben der chinesischen Mönche sind, nicht aus persönlicher Vorliebe! Es sind Glücksfarben.
Wie entwickeln Sie Ihre Figuren?
Am Anfang steht eine Geschichte, ein Gesamtbild, weniger die Figur. Wenn die Atmosphäre geschaffen ist, entwickeln sich die Figuren ganz von selbst. Manchmal bereue ich auch, bestimmte Helden oder Charakterzüge geschaffen zu haben. Cell ist so ein Beispiel, das hat aber keinen anderen Grund als meine Faulheit. Jedesmal, wenn ich eine Geschichte beenden möchte, in der er auftaucht, fällt mir auf, dass ich die Punkte auf seinem Körper vergessen habe. Ich mag eigentlich keine Figuren, die geraster werden müssen, vor allem, wenn ich das selbst erledigen muss... (lacht).
Verfolgen Sie eine Strategie bei der Farbgebung der Kleider der einzelnen Figuren?
Na ja... Ich mache das eher aus dem Gefühl heraus, und da ich fast nie meine alten Zeichnungen anschaue, kann es vorkommen, dass die Farben von einer Seite zur anderen leicht variieren... (lacht).
In diesem Buch sind Ihre Zeichnungen chronologisch geordnet, so dass man sehr gut die Entwicklung Ihres Stils über die Jahre hinweg beobachten kann...
Ich glaube, das ist eine ganz natürliche Entwicklung, die sich vollzogen hat, ohne mir bewusst zu werden. Aber jedesmal, wenn ich eines meiner bereits erschienenen Bücher betrachte, finde ich meine Zeichnungen und Farben nur mittelmässig.
Wirklich?!
Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich sofort alles noch mal neu machen... (lacht).
Ihre Farbgebung hat sich auch entwickelt...
1989 habe ich bei einem Zeichentrickfilm namens „Kennosuke-sama“ Regie geführt. Der Einblick in die Techniken der Animation, was die Farbgebung und den Einsatz von Licht und Schatten angeht, markiert einen zentralen Wendepunkt in meiner Schaffensweise.
Wie gehen Sie bei einer Illustration vor? Sind für Sie die Zeichnung der Konturen und das Kolorieren zwei getrennte Arbeitsschritte, oder erledigen Sie beides in einem Aufwasch?
Normalerweise trenne ich nicht zwischen Zeichnung und Kolorierung. Wenn ich mit einem Bild beginne, versinke ich in meiner Arbeit. Ich nehme nichts mehr von meiner Umwelt wahr und mache nichts anderes, bis ich damit fertig bin.
Um zum Ende zu kommen. Welche Zeichnungen aus „Dragon Ball“ gefallen Ihnen am besten?
Die, auf der Son-Goku und Son-Gohan auf einer Art Vogelstrauss-Harley-Davidson reiten.
Nur diese einzige, mehr nicht?
Was den Aufbau und die Farben angeht, ist es, glaube ich, tatsächlich die einzige...
Aber wissen Sie, das ist bei jemandem wie mir nicht weiter erstaunlich. Ich bin ein leidenschaftlicher Mensch. Am meisten liebe ich Abwechslung, das Unerwartete. Man muss sich ständig selbst hinterfragen, um in der Lage zu sein, sich weiterzuentwickeln. Das Schlimmste wäre, wenn mich meine Arbeit langweilen würde. Deshalb zwinge ich mich, Fehler zu machen, so kann ich mich immer noch weiderentwickeln... (lacht).
Vielen Dank, dass Sie sich Zeit für uns genommen haben. 21. April 1995, Hotel Uenoyama
Interview 2 (Englisch)
Hier noch ein englisches Interview mit Akira Toriyama.
Interview with Toriyama Akira
This interview is taken from the first Worldbook published by Shueisha Inc. after the Dragonball manga ended in 1995. What you see here is an English translation of the French translation by Eran Kameya, published by Glénat.
Q: Interviewer
TA: Toriyama Akira
Q: Since this book is a sort of illustrated bible of Dragonball, we'll concentrate on just one theme for this interview - your visual universe. To start, we'd like to know if you deliberately changed your drawing style between Dr. Slump and Dragonball, and if so, why?
TA: Generally, I tend to adapt my style to the story. I can't stand doing the same thing twice. I could have drawn Dragonball in the same way as Dr. Slump but the wouldn't have matched the story. One practical example: the fights in Dragonball. The more prevalent they became, the more my strokes had to become simple and angular to be effective. With a more rounded stroke, as in Dr. Slump, it wouldn't have worked as well. And anyway, when it comes down to it, I have a warped mind. When I get a letter from a reader who tells me that my style has become too angular and they preferred my old style, that just makes me go even further...(laughs)...
In the beginning I was more of an illustrator than a comic artist, that was why it was so difficult for me to draw characters in movement. I have to tell you that the first scenes of the martial arts championship were a real trial for me.
Q: It's said that in your studio you have no reference materials... So, what did you use as inspiration for those first combat scenes?
TA: Hmmm... How did I do it? Since my pride would not let me take inspiration from other manga, I went back to the films that were a part of my childhood.
Q: Do you still find the time to go to the cinema?
TA: Not since I have children. However, I try to record most of the films shown on TV, everything thrown in together. That way I can have them on while I work. In those conditions, its best to avoid subtitled films... (laughs). I decide if something is interesting by listening. When a film really interests me I'll watch it all the way through, otherwise I just let it run.
Q: Did some of your cult films inspire the story for Dragonball?
TA: No, not particularly. I'm more interested in the visual aspect of films, for example, in a scene with an explosion there isn't just a bang, there's a bright flash immediately beforehand... It's that kind of thing that makes my visual universe richer.
Q: The narrative style in Dragonball is still very like that of a film...
TA: It's true that I'm a great fan of the Jacky Chan films and of their incredible pace. For combat sequences it's hard to find a better reference. For the rest, I only look for reference materials if I have to draw cars or planes. In those cases, studying lots of models is invaluable to me.
Q: All your readers are impressed by your ability to deform existing types of cars to create unusual vehicles...
TA: When I try to reproduce an existing vehicle exactly, it takes me a terribly long time. You have to have a feel for detail. On the other hand, if I decide to deform and modify reality, everything becomes simple. Basically, I always choose the easiest way to get rid of my work as quickly as possible!...(laughs)... On more serious note, since my manga is a comedy and the main characters are themselves caricatures, the things that surround them should be the same.
Q: In Dragonball, as well as deformed vehicles, we see a good few machines that have come straight out of your imagination...
TA: It's when I invent, when I innovate, that I enjoy myself the most! (laughs) I try to make even my craziest inventions credible by not leaving anything to chance. I design them as if they were destined to be used in real life.
Q: Coming back specifically to your drawing and particularly your colouring, how do you do it?
TA: I use a range of ready-to-use inks called 'Ruma', a shojo-manga artist recommended them to me a few years ago. Before that I used an ink which I had to lay out on a plate and dilute before I could use it. It was time-consuming and tedious.
Q: What is your favourite colour?
TA: Green! Dark Italian green, but yellow and orange too.
Q: Yellow and orange are the colours of Son Gokuu's kimono...
TA: That's right, but I only chose them because they're the colours worn by Chinese monks, not because I like them. They're lucky colours.
Q: How do you create your characters?
TA: ''At first I think more of a story, of a universe than of a character. You first have to create the setting, then the characters become obvious. Sometimes, after I've done it, I regret creating some of my characters, or parts of them. Cell, for example, but that's more laziness than anything else. Each time I think I've finished a story he appears in, I realise that I've forgotten to put in the markings all over his body. I really don't like characters that need to have toning sheets applied, especially when I have to apply them myself...(laughs)... ''
Q: Do you plan the colour of your characters' clothes in advance?
TA: Pfff... I work more by feeling, and since I almost never look at my previous drawings, it can happen that the colours vary noticably from one page to the next...(laughs)...
Q: In this book, your drawings are arranged in chronological order, so we can see how your style has evolved over the years...
TA: I think that that evolution happened naturally, without my being aware of it. But each time I see one of my published books, I tell myself that my drawings and my colours are mediocre.
Q: Really?!
TA: If I had the time, I wouldn't hesitate to do them all again. (laughs)
Q: Your colours have evolved too...
TA: In 1989, I produced, as director, an anime called Kosuke and Rikimaru and that allowed me to draw on animation techniques for colouring and the use of light and shadow. It was a real turning point in my career...
Q: When you're working on an illustration, do you do the black and white drawing and the colours at the same time?
TA: Generally, yes. When I start a drawing, I concentrate myself totally, I no longer hear anything around me. I can't do anything else until it is finished.
Q: To finish off, what are your favourite illustrations from Dragonball?
TA: The one where Son Gokuu and Son Gohan are riding a sort of Harley-Davidson ostrich.
Q: Just one, that's all?!
TA: As far as composition and colour goes, I think that really was the only one... But, you know, that really isn't surprising, coming from someone like me. I have a passionate nature and what I love above all else is change, the unexpected. You have to put yourself in question constantly to progress. The worst thing would be if I became bored with my work. That's why I make myself make mistakes, so that I always have room for improvement...(laughs)...
Q: Thank you for giving us some of your precious time.